Klaus und Claudia König

Klaus und Claudia König sind imaginäre Protagonisten dieser Beispielgeschichte. Beide sind in der Erwachsenenbildung tätig, meist ehrenamtlich, manchmal erhalten sie eine Aufwandsentschädigung.

 

Beide mögen ihre Tätigkeit, sie machen sie weil sie es gerne tun, kurzum: es macht sie glücklich. Doch was genau macht die beiden glücklich? Schauen wir uns Claudia und Klaus genauer an sehen wir, dass es verschiedene „Wege“ des Glücks gibt, wie sie sich in der Bildungsarbeit findet.

 

Klaus leitet seit einigen Jahren Kurse zum Thema Regionalgeschichte. Er hat sich schon immer für das Thema interessiert. Er ist fasziniert von der Tatsache, dass seine Heimatregion eine lange und vielfältige Geschichte hat, die noch heute an vielen Orten spürbar ist, von alten Gebäuden bis hin zur Alltagskultur. Das Wissen darüber, wie sich das Sein entwickelt hat gibt ihm eine tiefe Zufriedenheit. Er hat das Gefühl sich und sein Leben besser zu verstehen und sich entsprechend aktiv in seiner Umwelt bewegen zu können. Hier liegt eine wichtige Quelle seiner Lebenszufriedenheit und auch seine Motivation für die eigene Lehrtätigkeit: Das Wissen und das damit verbundene Glücksgefühl möchte er gerne auch anderen vermitteln.

 

Entsprechend ist er sehr enthusiastisch bei der Vorbereitung seiner Kurse. Er vertieft sich in die Thematik, sucht anschauliche Beispiele, besucht Ausstellungen, besichtigt relevante Orte und spricht mit anderen ExpertInnen zum Thema. Aus all dem gesammelten Material stellt er mit viel Aufwand und Akribie sein Kursablauf zusammen und plant jede Sitzung minutiös: neben den Treffen im Seminarraum soll es zudem immer auch einen Museumsbesuch und eine Exkursion geben, damit das Thema noch plastischer wird. Die Vorbereitungsarbeit macht ihm Freude und fordert ihn vollends heraus. Hier erlebt Klaus, was die Glückspsychologie Flow nennt: er ist völlig in sein Tun vertieft und manchmal vergehen Stunden, ohne das es ihm aufgefallen wäre. Er mag es sein eigenes Können zu raffinieren und sich ganz allein ein die Materie zu vertiefen.

 

Wenn der Kurs dann anläuft geht er mit ebenso großem Enthusiasmus zur Sache. Sein Wissen zu Teilen macht ihm Spaß und mit Begeisterung trägt er es der Gruppe vor. Es macht ihn sozusagen glücklich, sein Glück teilen zu können. So manches Mal gerät er auch hier in den Flow und vergisst die Minuten während er über ein Detail seiner Thematik referiert. Er freut sich, dass er von den Teilnehmenden als Experte für sein Thema angesehen wird.

 

Claudias Tätigkeit und Glückserlebnis ist etwas anders gelagert. Sie gibt Sprachkurse, da sie früher einige Jahre im Ausland gelebt hat. Ihr macht das Lehren großen Spaß, weil sie den Teilnehmenden die vielfältigen Möglichkeiten vermitteln will, die das Erlernen einer (Fremd)Sprache mit sich bringt. Sie verfolgt einen sehr interaktiven Ansatz: die Kursstunden sind voll mit Spiel und praktischen Übungen. Sprachwissen kann schließlich nicht frontal vermittelt werden, sondern nur selber erlernt. Entsprechend fühlt sie sich glücklich, wenn auch die Teilnehmenden zufrieden sind, weil sie in der Kursstunde Spaß hatten und dabei auch neue Worte und Ausdrucksmöglichkeiten gelernt haben.

 

Claudia ist eine ebenso enthusiastische Kursleitung wie Klaus, aber eben auf andere Art. Sie lebt davon in und mit der Gruppe zu arbeiten. Am liebsten reagiert sie spontan auf die Fragen und Interessen der Teilnehmenden. Den Kursfahrplan zu entwerfen ist ihr jedes Mal ein Klotz am Bein – umso mehr freut sie sich, dass es einen lebendigen Austausch mit anderen KollegInnen gibt, die ebenfalls Sprachen unterrichten. Hier kann sie ihre Ideen für spielerische Übungen mit den KollegInnen tauschen, die sie dafür mit Anregungen zu Literatur und Themenauswahl unterstützen. Das gemeinsame „Tüfteln“ wie gute Lehren gelingt macht ihr großen Spaß. Ohne diesen sozialen Austausch wäre ihr das Lehren weniger wertvoll.

 

Die beiden Beispiele zeigen, wie unterschiedlich Formen des Glücks in der Lehrtätigkeit sein können.

 

Klaus erfreut sich an einem Thema und genießt es, Experte zu sein. Alleine zu arbeiten und die Anerkennung für gelungene Arbeit zu erhalten ist ihm wichtig, diese Wertschätzung ist ihm wesentlich mehr Wert als die gelegentliche Aufwandsentschädigung. Er freut sich auch, einige Kontakte zu Themenexperten in der Region zu führen – und dass einige Teilnehmende mehrfach seine Kurse besuchen, da sie seine Begeisterung teilen.

 

Claudias „Glück des Lehrens“ besteht mehr im direkten Austausch mit den Menschen, die in ihren Kursen sitzen. Diese sollen gar nicht wieder kommen, denn einen Sprachkurs hat man ja hoffentlich erfolgreich absolviert. Sie erlebt das Glück, wenn bei einer Übung gelacht wird, sie sich mit KollegInnen austauschen kann, da geht es oft um mehr als die rein inhaltliche Arbeit.

 

Beiden gemein ist, dass sie in ihrer Arbeit einen Sinn sehen, für sich selber und die Teilnehmenden. Sie erhalten für Ihre Arbeit Anerkennung und sind selber gefordert, ihre Kurse gut zu gestalten. Zudem lernen sie selber immer wieder neue Dinge, sei es inhaltlich oder methodisch. Sich zu verwirklichen und zugleich weiterzuentwickeln ist relevanter Glücksbaustein ihres Engagements.

 

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