Interkulturelles Handeln

Der Umgang mit kultureller Heterogenität hat in der Vergangenheit nicht selten die pädagogische Professionalität im System Schule überfordert. Abweichungen von einer virtuellen Norm wurden primär als Defizite oder Störungen interpretiert. Das Schulsystem reagiert auf Pluralität durch kompensatorische Maßnahmen (Stütz- und Ergänzungsangebote), mit der Intention bestehende Defizite zu beseitigen. Man könnte entsprechend auch hier von einer Defizitorientierung sprechen. Eine entsprechende Analogie lässt sich laut Mecheril auch für Fort- & Weiterbildungen in dem Bereich der interkulturellen Kompetenz beobachten. Er diagnostiziert, dass Interkulturelle Kompetenz quasi als eine Art Sonderkompetenz für Professionelle angeboten wird, denen damit gleichzeitig unterstellt wird, dass sie in einer Art und Weise mit Differenz und Fremdheit beschäftigt sind, die ihr übliches Bewältigungs- und Gestaltungsvermögen übersteigt. Interkulturelles Handeln im pädagogischen Kontext darf nicht darauf reduziert werden, dass eine professionelle Person, die Repräsentantin der kulturellen Mehrheit ist, Klienten pädagogische Angebote macht, die der kulturellen Minderheit angehören. Gleichzeitig richten sich aber eine Vielzahl von interkulturellen Bildungsangeboten nur an die Professionellen, die in der Regel Repräsentanten der kulturellen Mehrheit sind. Hier besteht die Gefahr, dass so gesellschaftliche Verhältnisse von Über- und Unterordnung weiter reproduziert bzw. bestätigt werden und die Etikettierung „fremd“ und nicht „nicht-fremd“ weiter gestärkt wird. Jede Konstellation von Beteiligten unterschiedlicher kultureller Zugehörigkeit fällt in den Kontext interkulturelles Handeln und ist damit ein potentieller Fall von interkultureller Kommunikation. Aus der kulturellen und ethnischen Vielfalt von modernen Gesellschaften geht hervor, dass sowohl die Fähig- und Fertigkeiten im sprachlichen Kontext bezogen auf Mehrsprachigkeit, als auch die Kompetenzen im Bereich des interkulturellen Handelns aller Mitglieder unabdingbar für eine funktionierende Gesellschaft sind. Die daraus resultierenden Herausforderungen lassen sich nicht mit Konzepten und Herangehensweisen die durch eine Defizitorientierung geprägt sind bewältigen.

 

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